Renault 5 Turbo 3E – Monumentales Monster
- Ramon Egger
- 17. März
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. März

Lange Zeit dümpelte Renault vor sich hin. Man hatte zwar mit Luca De Meo einen Mann an der Spitze, der einen Plan hat. Man hatte Arbeitsplätze zurückgeholt nach Frankreich anstatt sie nach China auszulagern. Man hatte eine Nachhaltigkeitsstrategie, die tatsächlich aufgehen kann, da sie nicht nur auf ökologischen sondern auch auf ökonomischen Interessen beruht. Man hatte mit dem Megane und dem Scenic eigentlich gute Autos, die bloss niemand kauft. Und mit dem Austral und dem Symbioz zwei Modelle, auf die die Welt weiss Gott nicht gewartet hat. Dann kam der Renault 5 und alles wurde besser. Er ist ein Sympathieträger, ein kleines Elektroauto, das sogar all jene mögen, die eigentlich nichts von Elektro halten. Er gewann ohne Probleme den Titel zum «Car of the Year 2025».
4-8-0-0 Newtonmeter
Und jetzt das. Aus dem nichts haut Renault mal eben den R5 Turbo 3E raus und knüpft damit an die Zeit der Rallye Gruppe B an. Und wie. Nicht einfach eine Hommage, die den Namen weitertragen darf. Sondern ein Monster – oder: Biest, so die Bezeichnung von Luca De Meo. Der Auftrag des Chefs an die Entwickler soll gelautet haben: «Baut ein Biest von einem Auto – gebaut für Rallyesport, Drift und Rennstrecke, angepasst für die Strasse.» Eine echte Hommage an die Homologationsmodelle der damaligen Rallye Gruppe B.
Vier Meter lang, zwei Meter breit. Mit 540 PS und 4800 Nm Drehmoment. Nein, da ist keine Null oder zwei zuviel reingerutscht. Es sind viertausendachthundert Newtonmeter Motordrehmoment. Alleine auf den Hinterrädern. Dazu in den Radnaben verbaute, gekühlte Radialfluss-Motoren mit einem enormen Durchmesser, passgenau in den 20-Zoll-Felgen verbaut. Eine Neuheit in der Automobilwelt. Weil es Radnabenmotoren sind, ist das Motordrehmoment dann auch gleich das Raddrehmoment, was die Zahl wieder etwas relativiert. Die 800-Volt-Architektur ist für Renault eine Neuheit und soll später auch in die Serienproduktion kommen, wie man bestätigte. Dazu eine Ladeleistung von bis zu 350 kW, die Ladung der 70-kWh-Batterie von 15 auf 80 Prozent soll in 15 Minuten erledigt.
Gut, der gewöhnlich Renault 5 E-Tech tat sich etwas schwer damit, die angegebene Ladeleistung zu erreichen (siehe: hier), aber mit diesem hat der Turbo 3E eigentlich gar nichts mehr zu tun, ausser dem Name und der Optik. Natürlich wurden gewisse Elemente übernommen, wie an der Dachlinie und in der Heckansicht klar wird. Aber der gesamte Vorbau ist neu, der Radstand wurde gestreckt, die A-Säule weit hinter die Vorderräder versetzt. Das Chassis ist aus Aluminium, die Karosserie aus Karbon, so dass das Biest bloss rund 1400 Kilogramm wiegt, und damit nicht schwerer ist als ein gewöhnlicher, elektrischer Renault 5.
Bis zu 270 km/h
Der monströse Flügel, den das Concept Car einst hatte, ist dem Serienmodell zwar abhanden gekommen, dafür gibt es einen nicht weniger beeindruckenden Diffusor, der bei höheren Geschwindigkeiten für Anpressdruck sorgt. Und höher sind die Geschwindigkeiten schnell, 0 bis 100 km/h sind in 3.5 Sekunden erledigt, 200 km/h in 9 Sekunden. Schluss ist bei 270 km/h. Eine vertikal verbaute, hydraulische Handbremse gibt es optional dazu – für perfekte Drifts.
Gebaut wird der R5 Turbo 3E zu einem grossen Teil in Dieppe (F), limitiert ist er auf 1980 Stück – entsprechend dem Jahr, in dem der Renault 5 Turbo zum ersten Mal auf den Markt gekommen ist. Wer eine Wunschzahl hat, kann diese bei der Bestellung angeben. Einen Preis kommuniziert Renault noch nicht, immer wieder wird aber auf das Preisverhältnis zwischen dem originalen R5 und dem R5 Turbo in den Achtzigerjahren verwiesen. Damals war der R5 Turbo rund viermal so teuer wie das Basismodell und dreimal so teuer wie ein gut ausgestatteter R5 und bewegte sich damit im Preisrahmen von Porsche. Damit wären wir für den Neuen bei: rund 120’000 Franken.
Die Geschichte des Renault 5 Turbo und Turbo 2 lesen Sie übrigens dann im Mai in der AutoZeit. Etwas moderiertes Bewegtbild finden Sie auf Instagram, Facebook und Tiktok.
Text: Ramon Egger Bilder: Renault
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