The Car of the Year 2025 – Wir sind dabei
- Ramon Egger
- 9. Okt. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Jan.

Was hat ein Renault 5 mit einem Toyota Land Cruiser gemeinsam? Beide sind Kandidaten im Rennen um den Titel als «The Car of the Year 2025» – immer noch einer der wichtigsten Auszeichnungen in der Automobilindustrie. Jedes Jahr vergibt eine Fachjury von 60 Auto-Journalistinnen und -Journalisten aus 23 europäischen Ländern den begehrten Titel. Auch wir sind als Teil dieser Jury mit dabei.
Grundsätzlich kann jedes neue Modell, das auf den Markt kommt, zur Wahl stehen – unter der Bedingung, dass es sich wirklich um ein neues Modell, eine neue Generation handelt und nicht nur um eine Modellpflege. Deshalb ist der Porsche Macan ein Kandidat, der 911er aber nicht. Der Volvo EX90 steht zur Wahl, der XC90 aber nicht – der ist bereits seit acht Jahren auf dem Markt und hat 2024 bloss ein weiteres Facelift erhalten.
Im Unterschied zu anderen Auszeichnungen gibt es bei COTY kein aufwändigens Anmeldeprozedere und keine hohe Gebühren, mit denen sich die Hersteller den Titel kaufen können – oder: müssen. Alles, was ein Hersteller tun muss: Der Jury die Chance zu geben, die Autos ausreichend zu testen. Und dann natürlich dafür sorgen, dass das Modell tatsächlich rechtzeitig für die Kunden auch bestellbar ist und nicht bloss angekündigt, dass es irgendwann dann einmal im Lauf des Jahres auf den Markt kommen soll.
Es kann nur einen geben
Der Modus ist einfach: Es kann nur einen geben. Es gibt nur einen Titel, einen Gewinner. Es werden keine Vielzahl an Preisen verliehen, für den besten Kombi, schnellsten Sportwagen und das schönste Rücklicht. Es gibt ganz einfach nur das beste Auto des Jahres, «The Car of the Year».
Wie vergleicht man jetzt konkret einen Renault 5 mit einem Toyota Land Cruiser? Es ist ein Balanceakt. Zwischen dem, was der Hersteller liefert und was der Kunde will. Da kann einer noch so eine moderne, innovative, – elektrische – Luxuslimousine bauen, wenn schon von vornherein klar ist, dass sie keiner kaufen wird, wird es schwierig mit dem Titel. Denn «The Car of the Year» ist auch, oder: vor allem, eine Kaufempfehlung. Und wie es ist mit Kaufempfehlungen: sie sind nie allgemeingültig. Einer, der einen günstigen, elektrischen Kleinwagen sucht, wird nichts anfangen können mit einem teuren, grossen Geländewagen.
Am Ende geht es darum, welches Auto in seinem Segment etwas mehr heraussticht, als andere in ihren Segmenten. So gibt es auch auffällige, regionale Unterschiede. Die elektro-affinen, nordischen Länder tendieren eher zu den Stromern. Die preissensiblen, osteuropäischen Länder eher zu günstigen Fahrzeugen, bei den Schweizern und den Deutschen haben auch teure Modelle eine veritable Chance.
63 Stromer
Wir waren kürzlich beim grossen «Tannis Test» im Norden Dänemarks und konnten sehr viele der Kandidaten bereits fahren. Mehr zu den einzelnen Modellen kommt noch, wir können aber bereits sagen: Die Auswahl ist vielseitiger als auch schon. Vielseitig vor allem auch: Die Auswahl an guten Modellen. So ziemlich jedes Grössen- und Preissegment hat starke Kandidaten.
Eine Stossrichtung setzt sich allerdings weiterhin durch: Der Anteil an Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen nimmt Jahr für Jahr zu, obwohl die Verkaufszahlen nicht gerade rasant zunehmen – mal vorsichtig ausgedrückt. Es waren dieses Jahr so viele Stromer, dass zum ersten Mal in Tannis eine zusätzliche «Charging Fee» verrechnet werden musste, weil umfangreiche Ladeinfrastruktur installiert werden musste um die 63 Elektro- und Plug-in-Autos gleichzeitig zu laden.
Mit Renault Scenic, Jeep Avenger und Kia EV6 brachten zuletzt die Stromer den Titel heim – der grossen Diskussion um CO2-Ziele, Verbrenneraus und staatliche Subventionen sei Dank. Nun aber bröckelt die Unterstützung für die Stromer, die Politik steht noch immer ohne langfristigen Plan da und die Industrie weiss nach einer kurzen Phase der vermeintlichen Sicherheit wieder nicht so recht, wohin in Zukunft. Es werden also wohl auch wieder starke Verbrenner kommen, nachdem in den letzten Jahren fast ausschliesslich in die Elektromobilität investiert wurde.
Im November wählt die Jury dann die sieben Finalisten, dann wird sich auch zeigen wohin der Trend bei COTY geht.
Text: Ramon Egger
Bilder: Kim Hüppin/COTY
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